INDEXICALS Centrum für Philosophie, Wissenschaftstheorie und Philosophie der Kunst

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Das Zentrum

indexicals – Centrum für Philosophie, Wissenschaftstheorie und Philosophie der Kunst

Das Zentrum für transdisziplinäre Kognitions- und Staatswissenschaften wurde zuerst als privates Forschungszentrum von Josephine Papst im Jahr 2000 gegründet. Zu dieser Zeit hatte das Forschungszentrum den Namen Centre Descartes – eine Homage an den Französischen Philosophen und Mathematiker René Descartes, einem der bedeutendsten Philosophen. Er war mit der Frage befasst, wie wir verlässliche Wahrheit finden können, um der auf Dogmen aufbauenden Indoktrination etwas entgegenhalten zu können, die von den etablierten politischen und gesellschaftlichen Machthabern betrieben wurde, nämlich den Monarchen und der Katholischen Kirche. Gesellschaftlich wirksam gemachte Dogmen oder Ideologien waren die Quellen von Kriegen und von Staatsterror gegen Einzelne. Diese weithin nicht bekannte Cartesische These ist noch immer haltbar. Mit der Methode des skeptischen Zweifels prüfte Descartes die Wahrheiten – einschließlich der mathematischen –, um klare und unterscheidbare Ideen zu generieren, und die einzige Idee, die diese Methode bestand, war das Selbst oder ich. Die Frage der Existenz eines Selbst oder ich ist nach wie vor die grundlegende Frage der kognitiven Wissenschaften, nämlich ob Bewusstsein auf Physikalisches reduzierbar ist oder nicht, oder ob es zumindest unter einem naturwissenschaftlichen Aspekt erklärt werden kann, beispielsweise als ein physikalischer, chemischer, neurophysiologischer oder biologischer Prozess. Jedoch trotz der Änderung des Namens sind die Cartesischen Zugänge zur Wirklichkeit und zum Bewusstsein grundlegend im Zentrum für transdisziplinäre Kognitions- und Staatswissenschaften geblieben. Aus mehreren Gründen änderte ich im Oktober 2003 den Namen meines privaten Forschungszentrums in indexicals – Zentrum für transdisziplinäre Kognitions- und Staatswissenschaften.

Ich änderte den Namen nicht deshalb, weil René Descartes’ Werke weniger relevant für die Erforschung der Wirklichkeit und des Bewusstseins geworden wären, sondern vielmehr um Missverständnisse zu vermeiden. Überall auf der Welt wurden die verschiedenen Arten von schulischen und akademischen Institutionen errichtet, die nach Descartes benannt wurden; und nicht nur Institutionen, sondern auch Strassen, öffentliche Denkmäler und anderes mehr. Deshalb, um Missverständnisse zu vermeiden, ist der Name meines privaten Forschungszentrums seit 1. Oktober 2003 indexicals – Zentrum für transdisziplinäre Kognitions- und Staatswissenschaften.

Es stellen sich die Fragen: “Was bedeutet der Name des wissenschaftlichen Zentrums?“ “Was symbolisiert er?“

Was bedeutet indexicals? In übereinstimmung mit dem Zeichenmodell von Charles Sanders Peirce sind indexicalische Ausdrücke, Englisch indexicals, Wörter wie ‚ich‘, ‚jetzt‘, ‚hier‘, ‚dieses‘, ‚mich‘, ‚dich‘, Präsens und andere. Im Gegensatz zu den Ikonen und Symbolen beziehen sich indexicalische Ausdrücke – in der Folge übersetzt als Indexicals – direkt auf die physikalische, soziale oder mentale Wirklichkeit. Peirce nimmt eine direkte, unmittelbare kausale, zeitliche, räumliche oder personale Beziehung zwischen einem Indexical und der kausal, räumlich, zeitlich und personal strukturierten Wirklichkeit an. Das ist der semantische Aspekt der Indexicals. Später hob Bertrand Russell den selbstreflexiven Charakter der Indexicals ‚ich‘ und ‚dieses‘ bzw. ,das’ hervor; er nannte sie egozentrische Partikulars. Das ist der logische Aspekt der Indexicals. René Descartes lieferte den ontologischen Beweis des Selbst, den alle Physikalisten und Materialisten seit Jahrhunderten nicht in der Lage waren konsistent oder stichhaltig zu verwerfen. Obwohl einige offene Fragen bestehen, wurzelt der ontologische Aspekt des Indexicals ‚ich‘ in den Cartesischen Ansätzen. Der ontologische Aspekt auf der Grundlage der These der Nichtreduzierbarkeit des Mentalen auf das Physikalische ist der zentrale.1

Wegen der Charakteristik des direkten, unmittelbar kausalen, zeitlichen, räumlichen und personalen Bezuges sowie der logischen Relation der Selbstreflexivität sind Indexicals die essentiellen Elemente des Verstehens, einer Theorie des Bewusstseins und von Prozessen und Strukturen, in welchen Bewusstsein vorkommt. Mit anderen Worten: Für adäquates Verstehen und eine adäquate Theorie des Verstehens und der Wirklichkeit mit allen ihren Ebenen und all ihren vielfältigen Merkmalen – physikalischen, mentalen, symbolischen und institutionellen Wirklichkeiten – ist der feinkörnige indexicalische Zugang ist die adäquate Methode zur Erfassung der komplexen Wirklichkeit: der physikalischen, der mentalen, der sozialen, der institutionellen und der symbolischen. Es ist der konsequent realistische Zugang, welcher verhindert, dass wissenschaftliche Theorien zu irgendwelchen Arten von wissenschaftlichen Ideologien der physikalischen und statistischen Messgrößen reduziert werden, die dann in den Prozess der digitalen Simulation einfließen, um Bilder der Realität zu simulieren, anstatt adäquate und verlässliche gerechtfertigte Theorien zu liefern.2 Der konsequent realistische Zugang zur komplexen Wirklichkeit ist der Grundstein der Wissenschaften, da ein derartiger wissenschaftlicher Zugang zur Wirklichkeit das immanente Bewusstwerden der Grenzen der je spezifischen zur Anwendung gebrachten Methoden und Beweise besitzt. Eine Einführung in die Komplexität dieser Fragestellung ist in folgender Arbeit zu finden: From the structure and signs to the perspective of beyondness or transdisciplinarity.3

Der nachfolgende Absatz ist ein Versuch, das Problem des Verschwindens der zentralen Charakteristika der klassischen Philosophie während des zwanzigsten Jahrhunderts darzustellen; insbesondere verschwanden das essentielle Ziel und die essentiellen Merkmale der Wissenschaften, nämlich ein Beitrag zur Entwicklung humaner Gesellschaften und einer lebendigen Welt zu sein.4 Die Verbindung zwischen der klassischen Philosophie und dem Paradigma der Transdisziplinarität ist in der Abbildung skizziert.

Der Pfad, wie die klassische Philosophie ihre zentralen Charakteristika verlor.

Von der klassischen Philosophie zum neuen Paradigma der Transdisziplinarität –
Das Paradigma der transdisziplinären Wissenschaft und Forschung

Es könnte sich die Frage stellen: “Wie kommt das Paradigma der Transdisziplinarität hier herein?” Aber es ist eine irgendwie verfehlte Frage! Gegründet auf dem feinkörnigen indexicalischen Zugang zur Wirklichkeit, welcher alle Kontexte der Wirklichkeit aufgrund seiner immanenten Offenheit gegenüber dem Einzelnen und den sich generierenden Strukturen, innerhalb welcher das Einzelnen vorkommt – einschließlich Selbstreflexivität – generiert sich das Paradigma der Transdisziplinarität oder die Perspektive von außerhalb selbst, und zwar als eine Folge des konsequent realistisch indexicalisch-strukturalistischen Zuganges zur Wirklichkeit. Es handelt sich um jenen Zugang zur Wirklichkeit, der das Paradigma der Transdisziplinarität oder der Perspektive von außerhalb generiert.5 Daraus ergibt sich, dass das Paradigma der Transdisziplinarität das Ergebnis des konsequent realistisch indexicalisch-strukturalistischen Zuganges zur Wirklichkeit ist.

Unsere wissenschaftliche Gesellschaft ist dem aufgeschlossenen Geist sowie dem Paradigma der Transdisziplinarität verpflichtet und widmet alle ihre Kapazitäten der Progression dieses neuen Paradigmas mit einem menschlichen Gesicht in den Wissenschaften, der Kunst, dem gesellschaftlichen Leben und der Umwelt, um eine Welt zu gestalten, in der es tatsächlich Wert ist, als begabte würdige menschliche Wesen zu leben. Und nicht als Zombies auf verwüsteter Erde.

Im September 2004 änderte das Forschungszentrum seinen rechtlichen Status von einem privaten Forschungszentrum in eine wissenschaftliche Gesellschaft in Übereinstimmung mit dem Österreichischen Vereinsgesetz 2002”.

Josephine Papst
Präsidentin

© Josephine Papst Graz, Jänner 2005


1 Für eine Einführung und Untersuchung des ontologischen, semantischen und logischen Aspektes siehe meine Arbeiten: Papst, J.; Das Personalpronomen 'ich' in David Kaplans Semantik der direkten Bezugnahme; in: KONTROVERSEN, Vol. 2. 1991, pp.45-61. Papst, J.; Das Personalpronomen 'ich': Ein Beitrag zu seiner semantischen und ontologischen Bestimmung; Diplomarbeit; Universität Graz, Dezember 1991. Papst, J.; Indexicality as the basis of the subsymbolic-reflexive structure of the mind; Dissertation an der Karl-Franzens Universität Graz, Mai 1996.
2 Die grundlegenden Merkmale meines konsequenten Realismus wurden in meiner unpublizierten Arbeit formuliert und im Vortrag Konsequenter Realismus: Das Prinzip der Wahrheit in Wissenschaft, Recht und Kunst an der Universität München (Deutschland), Seminar für Philosophie, Logik und Wissenschaftstheorie am 25. November 2001 vorgetragen. Das Argument für die Relevanz des konsequenten Realismus ist formuliert im Abschnitt 1.1. The slippery slope from NEO to NEONEO in: Papst, J.; Sciences and Education without Freedom of Science and Freedom of Conscience are not Sciences and Education at all; forthcoming Fatih University, Istanbul, Turkey, 2005; für die Kurzfassung gehe zu http://www.edu2004.fatih.edu.tr/index.php?task=author&lang=;
3 Siehe Papst, J.; From the structure and signs to the perspective of beyondness or transdisciplinarity; in: http://www.inst.at/trans/15Nr/01_6/papst_a_15.htm .
4 Siehe Papst, J.; Transdisciplinarity: The Unifying Paradigm of Humanities, Natural and Social Sciences; http://www.inst.at/trans/15Nr/01_6/papst_b_15.htm .
5 Ebda; ein Buch mit ausgearbeiteten Argumenten und Erklärungen zu diesen Inhalten ist in Arbeit.

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